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8 Min. Lesezeit

Funktionstheorie – Basiswissen über Akkorde

Verfasst von Ben Müller

Das Musiklexikon von A-Z ist ein Nachschlagewerk, in dem die wichtigsten Begriffe und Konzepte der Musiktheorie erklärt werden. Mehr dazu findest du im Beitrag.
Das Musiklexikon von A-Z

Definition: Funktionstheorie – Was ist das?

Die Funktionstheorie ist ein System, das die Zusammenhänge zwischen Akkorden innerhalb einer Kadenz, eines Musikstücks oder eines Chorals anhand von Funktionen erklärt. Es gibt eine Vielzahl an Funktionen. Diese werden in Haupt- und Nebenfunktionen unterteilt. Die Hauptfunktionen sind die am meisten verwendeten Akkorde: Tonika, Dominante und Subdominante. Dazu kommen nun die Nebenfunktionen, die in der Harmonielehre eine untergeordnete Rolle spielen: Tonikaparallele, Dominantparallele, Subdominantparallele und Tonikagegenklang. Diese werden im Tonsatz meist für besondere Stellen zur Ausschmückung verwendet, wohingegen die Hauptfunktionen das grundlegende Tonmaterial in der Funktionstheorie bieten.

Um nun ein Stück akkordisch zu begleiten, werden diese Funktionen – unter Berücksichtigung von Tonsatzregeln und anhand verschiedener Prinzipien – nacheinander notiert. Zudem können sie auch bei einer harmonischen Analyse hilfreich und notwendig sein, um das musikalische Geschehen bestmöglich zu beschreiben.

Warum gibt es die Funktionstheorie?

Als Modell und System wird die Funktionstheorie seit langer Zeit zur Analyse und Komposition von musikalischen Werken, Chorälen etc. verwendet. Sie isst nah an unser Hörempfinden angelehnt, dass gewisse Akkordverbindungen, die mit den Funktionen beschrieben werden, sehr natürlich und logisch für uns klingen. Beispielsweise hat die Verbindung von Dominante zur Tonika für uns Menschen (in der westlichen Musikwelt) eine befriedigende und schließende Wirkung. Von der Dominante zum Tonikagegenklang ist das Gefühl eher unerwartet und schmerzend, da sich die Melodie in einer Nebenfunktion auflöst.

Wie diese ganzen Verbindungen und Schlüsse zusammenhängen und wie man diese am besten notiert, damit ein tolles Ergebnis entsteht, erklären wir dir in einem neuen Beitrag, da dies ein sehr komplexes und nicht ganz einfaches Thema ist.

Jeder Ton einer Tonleiter ist auch der Grundton eines Akkordes und der Funktion – Ausnahme ist die siebte Stufe, die die Terz der Dominante ist. Dazu werden alle Funktionen mit Abkürzungen aus ein oder zwei Buchstaben dargestellt. Ist hierbei der letzte Buchstabe groß, so handelt es sich um einen Dur-Akkord – zum Beispiel “T” steht für die Dur-Tonika. Ist der Buchstabe klein, findet man einen Moll-Akkord vor – “Sp” steht für die Subdominantparallele.

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Der Unterschied Dur oder Moll

Steht das Stück in Dur oder Moll? Das ist eine wichtige Frage, die man sich zu Beginn stellen muss. Denn je nach Tongeschlecht sind auch die Funktionen etwas abgewandelt beziehungsweise haben sie ein anderes Tongeschlecht. Für die Anordnung der Funktionen in Dur und Moll erstellen wir dir extra eine Tabelle, in der du immer überprüfen kannst, wie die einzelnen Funktionen auf einer Stufe aufgebaut sind.

Die Hauptfunktionen der Funktionstheorie

Bei den Hauptfunktionen handelt es sich um die am meisten verwendeten Akkorde in einem Stück oder Lied. Sie sind praktisch die tragenden Wände des Werkes und ohne sie würde das ganze Konstrukt nach unserem westlichen Hörempfinden zusammenbrechen. Schauen wir uns die wichtigsten Funktionen, auch im Unterschied von Dur und Moll, nun einmal an:

Tonika

Die Tonika (T) ist der wichtigste Akkord im ganzen Stück und bildet das “Zuhause” für den Hörer. In den meisten Fällen startet und endet ein Stück mit dieser Funktion. Sie ist daher auch der Akkord über dem ersten Ton der Tonleiter. Steht das Stück in C-Dur, ist der Tonika-Akkord somit ebenfalls C-Dur.

Wenn ein Stück nun in Moll geschrieben wurde, ist die sogenannte Moll-Tonika (t) immer noch auf dem ersten Ton der Tonleiter. Da alle Akkorde aber nur tonleitereigene Töne verwenden, erklingt die Moll-Tonika auch in Moll: Der Tonika-Akkord mit Grundton, Terz und Quinte enthält daher in a-moll die Töne a, c und e.

Subdominante

Die “untergeordnete” Subdominante (S) hat ebenfalls eine tragende Funktion. Sie dient als Vorgänger für die Dominante und bereitet sozusagen auf den neuen Akkord vor. Die Subdominante liegt auf der vierten Stufe der Tonleiter, wodurch sie in Dur-Tonarten auch ebenso in Dur erklingt: In C-Dur ist sie der Akkord F-Dur mit den Tönen F, A und C. In Moll-Tonarten klingt die Moll-Subdominante (s) auch in Moll, wodurch man bei a-moll den Akkord d-moll mit den tonleitereigenen Tönen d, f und a hört.

Varianten der Subdominante

Die Subdominante ist aber anders als die Tonika in vielen verschiedenen Varianten anzutreffen. Das Entscheidende ist aber, dass sich Grundton und Terz nicht verändern werden. Bei einem S6 wird die Quinte durch eine Sexte ersetzt. Der S56 enthält sowohl Quinte als auch Sexte, was eine besondere Reibung erzeugt. Es gibt aber noch weitere Varianten, auf die wir in einem gesonderten Beitrag weiter eingehen werden.

Dominante

Die Dominante (D) ist neben der Tonika der wichtigste Akkord in der Funktionstheorie und tritt in unterschiedlichsten Varianten in Tonsätzen auf. Jeder weiß, wie sie klingt. Auch, wenn man keine Ahnung von Musik hat, denn sie ist in einem Stück – von Klassik bis Pop – meistens der vorletzte Akkord. Auf Dominanten folgt in den meisten Fällen eine Tonika, wodurch sie ihren charakteristischen Schlussklang besitzt. Der Grundton der Dominantakkorde ist der fünfte Ton der Tonleiter – also eine Quinte über der Tonika. Wird ein Stück beendet, hört man als Zuhörer*in so immer diesen besonderen Schluss mit einem Quintsprung nach unten oder einem Quartsprung nach oben von der Dominante zur Tonika. In C-Dur steht die Dominante somit auf der 5. Stufe G-Dur mit den Tönen G, H und D.

Eine Besonderheit hier ist, dass Dominante in Moll-Tonarten trotzdem in Dur stehen, denn aufgrund der Dominanz kommen sie so gut wie nie als Moll-Dominante vor. Daher ist die Funktion in a-moll nicht e-moll, wie es laut den Vorzeichen eigentlich sein müsste, sondern E-Dur. Dafür muss hier die Terz der Dominante erhöht werden und besitzt somit ein Versetzungszeichen. Steht ein Stück in harmonisch Moll, ist die 7. Stufe (Terz der Dominante) schon erhöht. In a-moll harmonisch ist deshalb der Ton gis statt dem in natürlich Moll enthaltenen g vorhanden.

Varianten der Dominante

Kommen wir noch kurz zu Varianten der Dominante: Es gibt den sogenannten Dominantseptakkord, wo der Dominante eine Septime über ihrem Grundton hinzugefügt wird (in G7 ein fis). Des Weitern gibt es Zwischendominanten, die als Dominante zu einem beliebig folgenden Akkord dienen. Diese werden mit einer Klammer gekennzeichnet, was bedeutet, dass sich die Funktion auf den Grundton des nachfolgenden Akkords bezieht. Es gibt außerdem noch eine Doppeldominante oder einen sogenannte Dv. Dazu erfährst du aber mehr im Beitrag zur Dominante.

Die Nebenfunktionen der Funktionstheorie

Schauen wir uns nun noch kurz die Nebenfunktionen an. Diese sind im Gegensatz zu den Hauptfunktionen weniger wichtig und haben daher auch keine großen Varianten. Zudem sind ihre Kennzeichnungen und Stufen teilweise anders als in Moll.

Tonikaparallele

Die Tonikaparallele der Dur-Tonart (Tp) liegt auf der 6. Stufe der Dur-Tonleiter. In C-Dur ist der 6. Ton das a, also ist die Tp a-moll. Auch hier bauen wir den Akkord wieder vom Grundton der Stufe (hier: a) auf und ergänzen die Terz und die Quinte über diesem Ton mit tonleitereigenen Tönen der Grundtonart (hier: C-Dur). So erhalten wir in C-Dur die Töne a,c und e für die Tonikaparallele.

Sie tritt am häufigsten in zwei Fällen auf: Entweder folgt sie in einer schönen Akkordfolge auf die T und geht in eine Subdominante über, sodass eine schöne Abwärtsbewegung im Bass auftritt. Oder sie erklingt unerwartet nach einer Dominante als Ersatz für die Tonika – dieser Schluss von D zu Tp nennt sich Trugschluss.

Ist die Grundtonart nun Moll, wird die Tonikaparallele mit tG bezeichnet (Merke: Ist der letzte Buchstabe der Abkürzung groß, so erklingt ein Dur-Akkord). Diese liegt in Moll nun auf der 3. Stufe, da es sich hier ja um eine Parallele handelt, also zwei Akkorde, die unmittelbar zusammengehören. In a-moll ist es logischerweise dann C-Dur. Die tG folgt meistens auf eine Dominante und wird ansonsten eher an besonderen Stellen verwendet.

Subdominantparallele

Die Subdominantparallele (Sp) gibt es nur in Dur-Tonarten. Sie ist jedoch ein Moll-Akkord. Schauen wir uns erneut die Tonart C-Dur aus Grundtonart an, so liegt die Sp auf der 2. Stufe und heißt daher d-moll mit den Tönen d,f und a.

Merke: Parallelen sind immer einer kleine Terz voneinander entfernt (Kleinterzverwandtschaft). Hast du einen Dur-Akkord musst geht du für die Parallele einen Ton abwärts. Bei einem Moll-Akkord musst du dann logischerweise einen Ton aufwärts gehe.

Die Subdominantparallele folgt am häufigsten auf ihre Verwandte die Subdominante – Hauptfunktion vor Nebenfunktion ist das Motto, das bedeutet immer S zu Sp und nicht Sp zu S. Eine weitere Variante ist, dass sie die Subdominantparallele die Subdominante ersetzt und anschließend direkt eine Dominante folgt.

Tonikagegenklang und Dominantparallele

Ja genau! Die Dominantparallele (Dp) und der Tonikagegenklang (Tg) sind ein und derselbe Akkord in Dur. Sie befinden sich auf der 3. Stufe, in C-Dur ist es also e-moll mit den Tönen e,g und h. Jedoch wird die Bezeichnung Dp meist nicht im Sachzusammenhang verwendet, da sie laut der Merkhilfe oben immer nach der Dominante erklingen müsste. Das ist aber normalerweise nicht der Fall, da wir gelernt haben, dass eine Dominante fast immer die Tonika vorbereitet und somit kein weiterer und vor allen Dingen kein untergeordneter Akkord mehr notiert werden kann, Daher wird die 3. Stufe in den allermeisten Fällen als Tonikagegenklang bezeichnet wird.

Merke: Der Gegenklang ist immer eine große Terz voneinander entfernt und besteht aus zwei Dur-Akkorden (Großterzverwandtschaft). Hast du also einen Dur-Akkord, findest du den Gegenklang eine große Terz darüber.

Hier gibt es aber auch eine Variante für Moll-Tonarten. Dann bezeichnet man es als tG und der Akkord liegt hier auf der 6. Stufe der Moll-Tonleiter. In a-moll ist der tG also F-Dur mit F,A und C. Auch hier werden wieder nur die Töne der Grundtonart für die Bildung des Akkords verwendet. Der Tonikagegenklang kann wie auch die Tonikaparallele die normale Tonika ersetzen und erzeugt dadurch auch einen Trugschluss (D zu tG).

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Zusammenfassung

Nach diesen vielen Informationen ist hier nochmal eine kleine Zusammenfassung zu den Funktionen:

Grundtonart Dur

NameAbkürzungStufeGeschlechtAkkord in C-Dur
TonikaT1. StufeDurC-Dur
SupdominantparalleleSp2. Stufemolld-moll
DominantparalleleDp3. Stufemolle-moll
TonikagegenklangTg3. Stufemolle-moll
SubdominanteS4. StufeDurF-Dur
DominanteD5. StufeDurG-Dur
TonikaparalleTp6. Stufemolla-moll

Grundtonart Moll

NameAbkürzungStufeGeschlechtAkkord in C-Dur
Tonikat1. StufeMolla-moll
TonikaparalleltP3. StufeDurC-Dur
Subdominantes4. Stufemolld-moll
DominanteD5. StufeDurE-Dur
TonikagegnklangtG6. StufeDurF-Dur

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