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8 Min. Lesezeit

Verzierungen in der Musik

Verfasst von Ben Müller

Das Musiklexikon von A-Z ist ein Nachschlagewerk, in dem die wichtigsten Begriffe und Konzepte der Musiktheorie erklärt werden. Mehr dazu findest du im Beitrag.
Das Musiklexikon von A-Z

Definition: Verzierungen – Was ist das?

Verzierungen sind melodische und rhythmische Ausschmückungen in der Musik. Sie kommen in nahezu allen Musikstilen vor – von Barock und Klassik bis hin zu Jazz und Pop – und dienen dazu, bestimmte Stellen hervorzuheben oder Melodien abwechslungsreicher zu gestalten.

Die Ausschmückungen werden durch spezielle Zeichen im Notentext dargestellt. In solistischen oder improvisatorischen Passagen werden sie auch häufig frei ergänzt. Dadurch erhält die Musik mehr Ausdruck und Lebendigkeit und Musiker können damit Musik zeichnen.

Bekannte Verzierungen sind Triller, Praller, Glissando oder Arpeggio.

Neben Angaben zur Dynamik oder zur Artikulation gibt es die sogenannten Verzierungen. Diese heben wichtige Stellen besonders hervor oder sorgen für Abwechslung und Ausschmückung von Melodie und Begleitung in Stücken. Verzierungen werden sowohl im Notentext notiert als auch von Künstlern selbst improvisiert und den Noten hinzugefügt. Das verleiht der Musik mehr Leichtigkeit und Ausdruck.

Es gibt diverse Arten von Verzierungen. Komponisten erzeugen außerdem stets neue, einzigartige Ausschmückungen, um ihr Stück zu beleben. Die bekanntesten und wichtigsten Verzierungen werden wir im Anschluss einmal kennenlernen.

Vorschlag

Ein Vorschlag sind eine oder mehrere Noten, die vor dem eigentlichen Ton gespielt werden. Dabei lässt sich die Art des Vorschlags zum einen durch die Anzahl der „vorgeschlagenen“ Töne und zum anderen durch die Länge des Vorschlagtons unterscheiden.

Ein einzelner Vorschlagston kann sowohl kurz als auch lang gespielt werden. In der kurzen Version erklingt der Ton kurz vor der Zählzeit, oder seltener auch direkt auf der Zählzeit –der Hauptton erklingt dann kurz danach. Die Vorschlagsnoten werden durch eine kleinere, durchgestrichene Note (siehe Grafik) im Notentext dargestellt.

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Der lange Vorschlag wird auch als kleine Note – ohne einen Strich durch den Hals der Noten – dargestellt. Dabei wird der Wert der Vorschlagsnote von dem Wert der dazugehörigen Hauptnote abgezogen (siehe Grafik). Er beginnt dabei immer auf der Zählzeit.

Die Vorschlagstöne sind in den meisten Fällen Nebennoten (Sekunden) des Haupttons. Bei kurzen Vorschlägen kommt es aber auch gelegentlich vor, dass sie noch weiter entfernt sind.

Doppelvorschlag

Der sogenannte Doppelvorschlag als Verzierung besteht aus zwei kurzen Vorschlägen hintereinander, die meist in Sekunden zum Hauptton leiten. Außerdem wird er immer vor der Zählzeit gespielt. Wie schnell, wie breit oder wie verspielt der Doppelvorschlag klingen soll, ist nicht festgelegt.

Es gibt aber auch Vorschläge mit mehr als zwei Tönen: Der sogenannte Schleifer besteht aus drei oder auch mehr Vorschlägen, die für eine starke Verzierung in der Musik sorgen.

Triller

Der Triller ist eine kleine Verzierung, die durch den schnellen Wechsel zwischen der notierten Hauptnote und ihrer oberen Nebennote (Sekunde über Hauptnote) gekennzeichnet ist. Dabei variiert oft die Schnelligkeit des Wechsels zur künstlerischen Ausschmückung.

Es gibt unterschiedliche Notationen, die einen Triller kennzeichnen: Entweder stehen die Buchstaben „tr“ oder eine gezackte Linie über der Hauptnote. Zudem wird in manchen Fällen auch die obere Nebennote in Klammern hinzugefügt.

Für den Triller gibt es unterschiedliche Spielweisen: Bis zum Ende des Barock begann der Triller mit der oberen Nebennote. Danach startete man den Triller auf der Hauptnote.

Praller

Es gibt zwei weitere Varianten des Trillers. Dabei gibt es weniger Wechsel zwischen den beiden Tönen und den Rest der Notenlänge wird die Hauptnote gespielt. Der Praller (auch: Pralltriller) ist ein kurzer Triller, bei dem ein einmaliger, kurzer Wechsel zwischen der oberen leitereigenen Nebennote und der Hauptnote stattfindet. Er wird durch eine kurze gezackte Linie gekennzeichnet. Die zweite Variante ist der Mordent. Erkennbar ist er an dem senkrechten Strich, der durch die kurze gezackte Linie geht. Dieser wird immer auf der Hauptnote begonnen und spielt im Gegensatz zum Praller die untere Nebennote als zweiten Ton.

Darüber hinaus lassen sich die Nebennoten von Triller, Praller und Mordent durch durch Versetzungszeichen erhöhen und erniedrigen:

Tremolo

Tremolo bedeutet so viel wie „zittern“. Diese Art der Verzierung kommt in verschiedenen Instrumentengruppen vor und lässt sich in zwei Arten unterteilen: Das Bogentremolo ist die schnelle Wiederholung des gleichen Tons und das Fingertremolo ist ein schneller Wechsel zwischen zwei Tönen. Der Intervall-Unterschied zwischen diesen beiden Tönen muss mindestens eine kleine Terz umfassen, ansonsten handelt es sich um einen bereits bekannten Triller, den wir im vorigen Kapitel kennengelernt haben.

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Doppelschlag

Beim Doppelschlag wird die obere und die untere Nebennote um den Hauptton gespielt. Dadurch bildet er eine Umspielung um den Hauptton herum. Das Symbol für diese Verzierung gibt es in zwei (spiegelverkehrten) Arten und je nach Version wird die obere oder die untere Nebennote zuerst gespielt. An der Darstellung der beiden Arten erkennt man schon gut, wie sie jeweils auszuführen sind und wie man mit ihnen Musik zeichnen kann.

Zudem kann das Zeichen genau über einer Note oder zwischen zwei Noten stehen, wodurch sich die Spielweise leicht verändert.

Die Nebennoten sind standardgemäß die tonleitereigenen Sekunden über und unter dem Hauptton. Diese kann man wie beim Triller durch zusätzliche Versetzungszeichen über und unter dem Doppelschlag-Zeichen beeinflussen.

Arpeggio

Das Arpeggio ist eine Variante des Akkordspiels. Der Name stammt von dem italienischen Wort für Harfe („arpa“) ab, da eine Harfe beim beim Spielen von Akkorden in der Regel ein Arpeggio spielt. Hierbei werden die Töne eines Akkords nicht gleichzeitig, sondern nacheinander angeschlagen. Die Töne klingen jedoch alle weiter, sodass am Ende der volle Akkord erklingt. Dargestellt wird das Arpeggio durch eine senkrechte, gezackte Linie vor dem jeweiligen Akkord. Es gibt verschiedene Arten, wie man einen Akkord arpeggieren kann: Zum einen kann man mit dem tiefsten Ton und zum anderen mit dem höchsten Ton des Akkords beginnen. Außerdem kann man entscheiden, ob man die jeweilige Art des Arpeggios erst auf der Zählzeit beginnt oder ob man es wie eine Art Schleifer spielt und so erst der letzte Ton des Arpeggios auf der Zählzeit erklingt.

In der Regel wird ein Arpeggio jedoch von unten nach oben gespielt. Andernfalls wird die gestrichelte Linie mit einem Pfeil nach unten markiert, sodass man explizit angewiesen wird das Arpeggio von oben nach unten zu spielen.

Glissando

Das Glissando ist eine stufenlose, gleitende Bewegung zwischen zwei Tönen, sowohl aufwärts als auch abwärts. Dabei liegt die Betonung stark auf der Bewegung selbst und weniger auf Anfangs- und Endton. Dargestellt wird das Glissando ebenfalls mit einer gezackten Linie, die vom ersten zum zweiten Ton verläuft.

Es gibt zwei Arten von Glissandi: Die erste verbindet zwei Töne miteinander. Die zweite beginnt bei einem konkreten Ton und die gezackte Linie verläuft ins „Leere“, sodass das Ende nicht genau festgelegt ist. In der Praxis endet man jedoch ungefähr in dem Bereich, wo die Linie endet, ist aber auf keinen expliziten Ton festgelegt.

Portamento

Das Portamento ist – wie auch das Glissando – ein möglichst stufenloses Gleiten von einem zum anderen Ton. Dabei liegt der Fokus hier auf den beiden erklingenden Tönen – alle Töne dazwischen sollten trotz dessen hörbar sein. Die Verbindung dient nur als elegante Überleitung. In den Noten wird das Portamento durch eine gerade Linie zwischen zwei Tönen markiert, bei der meist die Anmerkung „port.“ als Abkürzung hinzugefügt wird. Da hier Anfangs- und Endton zentrale Elemente sind, sind diese beiden Töne deutlich in den Noten gekennzeichnet, sodass keine Linie wie beim Glissando ins Leere gehen kann.

FAQ – Alles rund um Verzierungen

Verzierungen sind musikalische Ausschmückungen, die eine Melodie lebendiger oder ausdrucksvoller machen. Sie bestehen aus zusätzlichen Noten oder kurzen Figuren wie Trillern, Mordenten, Vorschlägen oder Arpeggios.

Sie werden entweder durch Symbole (z. B. Trillerzeichen) oder kleingedruckte Noten dargestellt. Zusätzlich gibt es ausgeschriebene Verzierungsformen, die der Komponist genau vorgibt.

Ja – besonders im Barock und der Frühklassik ist es üblich, selbst Verzierungen einzubauen. In späteren Epochen hält man sich stärker an die Komponistenangaben.

In solistischen Passagen improvisieren Künstler jedoch auch häufig mit Verzierungen.

Im Barock galten Verzierungen als wichtiger Teil der musikalischen Rhetorik. Musiker sollten Emotionen ausdrücken und durften viele Verzierungen frei improvisieren.

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